Pleurotus ostreatus bei Pestizidvergiftung
Schutz vor Paraquat-induziertem oxidativen Stress
Die Studie “Antioxidant role of taurine and oyster mushroom on kidneys of male mice induced by paraquat herbicide” untersucht, wie stark der Austernpilz Pleurotus ostreatus die Auswirkungen des hochtoxischen Herbizids Paraquat auf das Nierengewebe abmildern kann. Paraquat ist berüchtigt für seine Fähigkeit, innerhalb kürzester Zeit enorme Mengen reaktiver Sauerstoffspezies zu erzeugen – hochreaktive Moleküle, die Zellmembranen, Proteine und DNA schädigen. Dass Pleurotus in einem derart anspruchsvollen Modell signifikante Schutzwirkungen zeigt, macht die Ergebnisse besonders relevant.
Warum Paraquat ein so drastisches Modell ist
Paraquat zählt zu den gefährlichsten Oxidationsgiften, die je industriell verwendet wurden. Es erzeugt einen kontinuierlichen Kreislauf aus Radikalbildung, der zu massiven Schäden an Nieren, Lunge und Nervengewebe führt. Bereits geringe Mengen können beim Menschen schwere, oft irreversible Organschäden auslösen. Für Laien gut nachvollziehbar erklären die Fallanalysen von ChubbyEmu, was in solchen Situationen im Körper geschieht: In seinen Videos wird sichtbar, wie Paraquat nach und nach Blutgefäße, Nierenstrukturen und Nervenzellen schädigt und wie schnell diese Prozesse zu Organversagen führen. Die Darstellungen sind eindrücklich, weil sie pathophysiologische Abläufe in klarer Sprache aufdröseln – allerdings auch emotional belastend.
- Ein Landwirt trank versehentlich sein eigenes Herbizid (Paraquat zerstörte Schritt für Schritt Blutgefäße, Nieren und Gehirnzellen; die Videos zeigen die pathophysiologischen Abläufe in einfacher Sprache). Schau dir das Video hier an.
- Ein Landwirt sprühte 1 Liter Pestizid zwischen seine Beine. So versagten seine Organe (hier wird deutlich, wie schnell oxidativer Stress Organe schädigt, selbst ohne orale Aufnahme). Schau dir das Video hier an.
NOCHMAL: Die Videos sind medizinisch korrekt erklärt, aber emotional belastend.
Sie eignen sich jedoch sehr gut, um Laien verständlich zu machen, was oxidativer Stress tatsächlich bedeutet.
Versuchsaufbau und Messgrößen
In die Untersuchung wurden 30 männliche Mäuse einbezogen, aufgeteilt in eine unbehandelte Kontrollgruppe, eine Pleurotus-Gruppe, eine reine Paraquat-Gruppe sowie zwei Interventionsgruppen, in denen Paraquat zusätzlich mit Pleurotus oder Taurin kombiniert wurde. Die Paraquatbelastung erfolgte mit 20 mg/kg Körpergewicht, verabreicht zweimal wöchentlich über drei Wochen, was als etabliertes Protokoll zur systematischen Induktion oxidativen Stresses gilt.
Analysiert wurden vier zentrale Parameter des oxidativen Stoffwechsels:
MDA als Marker oxidativer Membranschäden, Glutathion als wichtigstes intrazelluläres Antioxidans, die Superoxiddismutase als enzymatische Antwort auf freie Radikale sowie die histopathologische Beurteilung der Nierenstrukturen.
Ergebnisse: Wie Pleurotus schützt
Die Wirkung des Pilzes zeigte sich in allen gemessenen Bereichen. Die durch Paraquat massiv erhöhten MDA-Werte wurden durch Pleurotus um knapp 24 % reduziert, was einer spürbaren Abnahme lipidoxidativer Schäden entspricht. Gleichzeitig kam es zu einem deutlichen Anstieg des Glutathions um rund 30 %, wodurch die antioxidative Kapazität des Gewebes signifikant gestärkt wurde. Die Aktivität der Superoxiddismutase normalisierte sich in der Pleurotus-Gruppe, was auf einen insgesamt geringeren oxidativen Druck hindeutet.
Besonders eindrucksvoll war der histologische Befund. Unter dem Mikroskop zeigten sich in der Pleurotus-Gruppe wesentlich weniger strukturelle Schäden.
- weniger Nekrosen,
- geringere Ödeme,
- stabilere Tubulusstrukturen,
- reduzierte entzündliche Infiltrate.
Die Schadensparameter lagen insgesamt etwa 40 % unter den Werten der Paraquat-Gruppe, was einen deutlichen strukturellen Schutz belegt.
Mechanistische Einordnung
Die antioxidative Wirkung des Austernpilzes beruht auf einer Kombination verschiedener bioaktiver Substanzen. Ergothionein wirkt als hochpotentes, gewebespezifisch angereichertes Antioxidans. β-Glucane modulieren sowohl immunologische als auch oxidationsrelevante Signalwege. Phenolische Verbindungen fangen freie Radikale direkt ab, und mehrere Inhaltsstoffe dienen als funktionelle Komponenten des Glutathionstoffwechsels. Diese Mechanismen greifen ineinander und entfalten ihre volle Wirkung im synergistischen Zusammenwirken.
Relevanz für die Mykotherapie
Die Studie liefert einen konsistenten Nachweis, dass Pleurotus ostreatus oxidativen Stress reduziert, das körpereigene antioxidative System stärkt und Organstrukturen schützt. Dies macht ihn besonders relevant in Bereichen, in denen freie Radikale pathophysiologisch eine zentrale Rolle spielen – etwa bei toxischen Belastungen, medikamenteninduzierten Schäden, Schwermetallkontakt, metabolischen Entgleisungen oder entzündlichen Erkrankungen, die mit oxidativem Stress einhergehen. Auch in Trainings- und Rekonvaleszenzphasen lässt sich die antioxidative und zellschützende Wirkung praktisch nutzen.
Bedeutung für Pferde
Bei Pferden ist die Wirkstoffkombination des Pleurotus insbesondere dort wertvoll, wo metabolischer Stress und oxidative Belastung zusammenfallen. Dazu zählen neben Leberbelastungen, Vergiftungen, Exposition ggü. Umweltgiften (Pestiziden, Schwermetallen usw.) auch EMS, das Risiko einer Hufrehe, Kombinationen aus Übergewicht und oxidativem Stress, muskuläre Dysbalancen sowie Belastungsmyopathien. Die Fähigkeit des Pilzes, Glutathion zu erhöhen, Zellmembranen zu schützen und oxidative Kaskaden zu dämpfen, macht ihn in diesen Indikationen zu einem ausgesprochen wirksamen therapeutischen Baustein.
Antioxidant role of taurine and oyster mushroom on kidneys of male mice induced by paraquat herbicide
📅 Datum der Veröffentlichung: 2017
Autorenteam: Endang Linirin Widiastuti, Endang Nurcahyani, Bayu Putra Danan Jaya
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